Königinnen zusetzen

Es gibt unterschiedliche Methoden Königinnen zuzusetzen. Jeder Imker entwickelt im Laufe seiner Tätigkeit seine eigenen bevorzugten Methoden. Daher werde ich als erstes meine bevorzugte Methode, das Zusetzen mittels einer Zweitschlupfzelle vorstellen.

Die Zweitschlupfzelle imitiert eine Weiselzelle. Das Zusetzen mittels einer Zweitschlupfzelle ist eine Methode um eine neue Königin in ein bereits bestehendes Volk mit offener Brut oder bereits verdeckelter Brut zu zusetzen. In der Regel werden Königinnen, die in ihr neues Volk hineinschlüpfen auch angenommen.

Eine Zweitschlupfzelle ist eine Kapsel mit einer Öffnung unten und einem Deckelverschluss oben. Die Öffnung unten verschließt man mit einem Stück Mittelwand und bringt vom Innern der Kapsel aus mit einem Zahnstocher ein Loch in die Mittelwand. Die Königin wird mit Hilfe eines Abfangrohrs in die Zweitschlupfzelle einlaufen gelassen und der Deckel wird verschlossen. Die Königin öffnet mit ihrem Mundwerkzeug innerhalb weniger Minuten die untere Öffnung und schlüpft so in ihr neues Volk hinein. Das Volk sollte dafür vorbereitet sein. Ich persönlich entnehme hierzu einen Tag vorher die alte Königin, damit sich das Volk auf die Weisellosigkeit vorbereiten kann. Die meisten Völker beginnen jetzt mit Nachschaffungszellen. Am nächsten Tag drücke ich in eine solche, von den Bienen vorbereitete Nachschaffungszelle meine Zweitschlupfzelle samt der Königin hinein. Die präparierte Weiselzelle bestreiche ich noch mit ein wenig Honig, damit sofort ein Kontakt zwischen den Bienen und der neuen Königin, die ihren Rüssel durch das kleine Loch des Zahnstochers streckt, entsteht. Ich habe diese Methode 4 Jahre getestet und somit viele Königinnen zugesetzt. Bis auf 3 Königinnen wurden alle anderen Königinnen durch diese Zusetzmethode angenommen.

Wer möchte kann sich auf Instagram dazu ein Kurzvideo über das Präparieren einer Zweitschlupfzelle und das Zusetzen der Königin von mir anschauen:

https://www.instagram.com/p/CBikUFfIbbn/

Wenn Königinnen von ihrem neuen Volk nicht angenommen werden, kann das unterschiedliche Gründe haben. Entweder es kam zu Fehlern beim Zusetzen der Königin, dass sich z. B. das Volk noch nicht auf seine Weisellosigkeit eingestellt hat, eine Königin befindet sich im Volk oder das Volk hat bereits eine oder mehrere Nachschaffungs- oder Schwarmzellen, die schon in der Entwicklung weiter fortgeschritten sind, Dann wird es für eine junge Königin schwer sich in ihrem neuen Volk zu behaupten und wird oftmals von den Bienen nicht angenommen. Andere Gründe, weshalb eine frisch zugesetzte Königin vom Bienenvolk nicht akzeptiert wird, können auch mit der Königin selbst zu tun haben. Eine Königin die vielleicht krank, zu schwach oder aber nicht ausreichend begattet wurde, kann ebenfalls von dem neuen Volk abgelehnt werden. Hier kann es auch passieren, dass das Bienenvolk wenn es beim Zusetzen der neuen Königin keine offene Brut mehr hat, zunächst die neue Königin stiften lässt und danach sich ihrer entledigt, um sich aus den frischen Larven selbst eine neue Königin nachzuziehen. Imker/innen ärgern sich natürlich im ersten Moment darüber, dass das Volk die neue Königin, die man selbst so toll fand oder die man vielleicht noch von einem Züchter gekauft hat, abgestochen hat. Aber wir sollten nicht vergessen, dass es sich bei einem Bienenvolk um einen komplexen Organismus handelt, der ganz andere Prioritäten als wir setzt und genau spürt, was für das Weiterführen des Bienenvolkes am besten ist. Wenn ein Bienenvolk der Meinung ist, dass die neu zugesetzte Königin nicht in der Lage ist, das Volk ins nächste Jahr zu bringen, hat das seine Gründe, die wir Imker/innen akzeptieren müssen.

Königinnen mittels eines Kunstschwarmes zusetzen

Eine weitere, relativ sichere Möglichkeit Königinnen mit Bienen in Verbindung zu bringen, um ein neues Volk aufzubauen, ist das Verfahren einen Kunstscharm zu bilden. Hierbei fegt man in einen Schwarmkorb junge Bienen aus dem Honigraum mehrerer Bienenvölker ab und schlägt die Bienen z. B. in einen Ablegerkasten mit Futter und Mittelwänden. Die Königin im Versandkäfig wird zwischen die Rähmchen dazu gehängt. Da sich keine Brut im Ablegerkasten befindet, würden die Bienen, den Kasten verlassen und die Königin würde im Versandkäfig zurückbleiben. Eine solch gebildete Einheit sollte daher für ein, besser zwei Tage kühl und dunkel stehen, damit die Bienen mit ihrer neuen Königin zu einem neuen Bienenvolk zusammenwachsen. Die Kunstschwarmmethode ist auch eine gute Möglichkeit um unbegattete Königinnen zu zusetzten. Stetig füttern nicht vergessen!

Königinnen durch einen Brutableger zusetzen

Hierbei werden zwei Brutwaben, wenn möglich mit verdeckelter Brut in einen Ablegerkasten mit Mittelwänden und Futter gehängt. Zwischen die beiden Bruträhmchen wird die Königin im Versandkäfig platziert. Der so erstellte Ableger mit der neuen Königin kann direkt an einem anderen Standort aufgestellt werden. Am gleichen Standort würden zwar auch die Bienen im Ablegerkasten wegen der bindenden Brut bleiben, jedoch würde viele Bienen zurück ins Muttervolk fliegen. Damit möglichst viele Bienen beim Aufbau des neuen Volkes beteiligt sind, ist es besser den neu erstellten Ableger an einen anderen Standort zu bringen. Auch können während der Erstellung des Ablegers mit der neuen Königin, zusätzlich Bienen aus dem Honigraum dazu gefegt werden. Bei dieser Methode ist zwingend darauf zu achten, dass die nächsten 5-7 Tage nicht ins Volk geschaut wird! Deshalb ist bei der Erstellung dieses Brutablegers auch für ausreichend Futter zu sorgen!

Königin in ein Wirtschaftsvolk mittels eines Versandkäfigs zusetzen

Hier sollte man darauf achten, das keine offene Brut mehr vorhanden ist und alle Nachschaffungszellen gebrochen wurden! Der Versandkäfig wird zwischen 2 Brutwaben gehängt und auch hier wird für mindestens 5-7 Tage nicht ins Volk geschaut. Wer sich eine neue Königin über den Postweg schicken lässt, der sollte bedenken, dass die Begleitbienen und auch die Königin Stress ausgesetzt waren. Am besten man legt den Versandkäfig mit den Bienen und der Königin zur Erholung in eine dunkle Box. Zuvor gibt man ein mit Wasser getränktes, feuchtes Küchentuch mit in die dunkle Box hinein. Das feuchte Küchentuch sollte an einer Seite des Versandkäfigs, am Lüftungsgitter anliegen, sodass die Bienen mit ihrem Rüssel gut an dem feuchten Küchentuch das Wasser aufnehmen können. In der dunklen Box sollte noch ausreichend Sauerstoff vorhanden sein. Schuhkarton oder kleine Plastikbox. Die kleine Einheit in dem Versandkäfig kann so erstmal für ein bis zwei Stunden zur Ruhe kommen und sich erholen. Vor dem Zusetzen sollte kontrolliert werden, ob noch genügend Futterteig im Versandkäfig vorhanden ist, ob dieser sehr hart ist und ob tote Begleitbienen die Öffnung zum Futterteig versperren. Ist dies der Fall, müssen tote Bienen entfernt werden, Futterteig aufgefüllt oder ggf. frischer Futterteig in die Öffnung des Versandkäfigs reingedrückt werden.

Wann ist die beste Zeit um Königinnen zu zusetzen?

Die alten Imker früher hielten sich an die Monate mit der Endung “r”. Von September bis Februar ist die Zeit ohne Probleme Königinnen in Wirtschaftsvölkern umzuweiseln, weil zu dieser Jahreszeit in der Regel kaum noch Drohnen zur Begattung unterwegs sind. Ausnahmen sind, wie dieses Jahr (2021) Frühjahre, die lange kalt und regnerisch waren. In diesen Jahren kommt es zu schlechten Begattungsergebnissen, sodass auch noch im Oktober mehr Drohnen vorhanden sind, als in Jahren mit einem warmen, sonnigen Frühling. Ich selbst habe auch schon Ende Oktober bei Völkern die alte Königin aus dem Volk entfernt und gleich darauf die neue Königin ins Volk reingesetzt. 

Unterschied zwischen dem Zusetzen von unbegatteten Königinnen und begatteten Königinnen

Jedes Wesen im Bienenvolk, ob Königin, Drohn oder Arbeiterin gibt zur Kommunikation innerhalb des Bienenstocks unterschiedliche Pheromone ab. Dadurch wissen alle wie es um das Bienenvolk steht. Die Königin besitzt einen eigenen, spezifischen Geruch und produziert zusätzlich ein öliges Gemisch in ihren Mandibeldrüsen, die sogenannte Königinnensubstanz.

Unbegatteten Königinnen fehlt zunächst diese Königinnensubstanz und daher werden sie in Wirtschaftsvölker nicht als Königin akzeptiert und werden daher meistens von den Arbeiterinnen abgestochen. Es ist daher ratsam, unbegattete Königinnen in einem Kunstschwarm mit jüngsten Bienen zuzusetzen. 

Auch erst frisch begattete Königinnen sollte man in ihrer Begattungseinheit ausreichend Zeit geben, um sich auf ihre Aufgabe als Königin vorzubereiten. Nach dem Begattungsflug kann es ein paar Tage dauern, bis eine Königin in Eiablage geht und auch bis sie sich daran gewöhnt hat, z. B. auch nur ein Ei in eine Zelle zu legen.  Eine frisch begattete Königin kann sich zudem noch sehr unruhig auf der Brutwabe verhalten. Auch die typische Königinnensubstanz muss sich erst noch ausreichend ausprägen. Setzt man eine solche Königin einem großen Wirtschaftsvolk zu, kann dies ebenfalls eher zum Verlust der Königin führen.  Damit eine frisch begattete Königin wenig Beeinträchtigung in ihrer Legetätigkeit hat, bevorzuge ich persönlich Begattungseinheiten in der Größe eines Mini Plus. 

Begattete Königinnen, die bereits 3-4 Wochen in Eiablage waren, zeigen bereits eine Wabenstetigkeit und auch die ölige Königinnensubstanz ist soweit vorhanden, dass sich die Ovarien der Arbeiterinnen nicht ausbilden und sich somit ein Zusammenhalt im Bienenvolk eingestellt hat.

Das alles sind nur Tipps, Anregungen und persönliche Erfahrungen, keine Gelinggarantien! Dafür ist ein Bienenvolk meines Erachtens zu komplex!

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