Königinnenzucht vs Königinnenvermehrung

Auf meiner Homepage möchte ich über das Thema Königinnenzucht und Königinnenvermehrung berichten, da ich immer mal wieder auf meinem Kanal auf Instagram @weingartenhonig oder aber auch von Imker/innen und Honigkunden auf dieses Thema angesprochen werde. 

 

Zunächst die Definition der Begriffe: 

Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung bezeichnet. Dabei sollen gewünschte Eigenschaften verstärkt und unerwünschte Eigenschaften durch entsprechende Zuchtauslese zum Verschwinden gebracht werden.

Die Selektion beschreibt wörtlich “Auslese”. In der Biologie wird der Begriff der Selektion oft im Zusammenhang mit dem Vorgang der Evolution und der Veränderung von Arten verwendet.

Vermehrung steht für: Fortpflanzung, Erzeugung neuer, identischer oder weitgehend ähnlicher Individuen von Lebewesen. generative Vermehrung, alle auf geschlechtlicher Fortpflanzung beruhende Arten der Vermehrung von Organismen.

Durch die o. g. Erklärungen erkennt man rasch, dass eine offene Brutwabe in einen Ableger gehängt und 3 Kilometer entfernt verstellt wird, wohl nichts mit Königinnenzucht zu tun haben kann. Hierbei handelt es sich um eine Königinnenvermehrung und für mich persönlich um eine sehr unglückliche Wahl der Königinnenvermehrung. Auf Instagram habe ich bereits schon auf diese Art der Vermehrung hingewiesen und möchte es auch jetzt gerne in diesem Artikel erneut tun. Kleine Einheiten mit auch nur einer offenen Brutwabe, einer Futterwabe und vielleicht noch mit ein oder zwei Mittelwänden werden günstigstenfalls noch 3 Kilometer entfernt zur Nachschaffung einer neuen Königin weggestellt. Ein solches Minivölkchen ist zunächst in Panik! Sie sind ohne Königin und müssen sich eine neue Königin heranziehen. Aus der Panik heraus werden hierbei oftmals Königinnen aus älteren Larven nachgezogen. Genauer betrachtet bedeutet das, die Arbeiterinnen wählen in ihrer Notsituation Larven aus, die älter als 6 Stunden und mehr sind. Königinnen, die von Völkern aus der Not heraus durch Nachschaffungszellen aufgezogene wurden, werden keine vollwertigen Königinnen sein, weil sie nicht aus jüngsten Larven aufgezogen wurden. Man beachte außerdem, dass die Königin, die aus einer älteren Larve heraus nachgezogen wurde, auch diese Königin sein wird, die als erste schlüpft und die anderen Königinnen, die aus jüngeren Larven nachgezogen wurden, töten wird. Eine solche Königin besitzt nicht die Anzahl der Eischläuche (160-180 pro Körperseite) die sie für das kommende Jahr benötigt, um bis zu 2500 Eier am Tag legen zu können. Auch eine ausreichende Versorgung mit möglichst vielen Ammenbienen und dem benötigten Mikroklima wie u. a. Temperatur und Luftfeuchtigkeit, kann mit nur einer Brutwabe nicht gegeben sein, damit sich eine gute Königin entwickeln kann. 

Um eine gute Königinnenvermehrung zu gewährleisten, bedarf es ein paar festen Regeln und einem strikten Zeitplan. Einen solchen Zeitplan findet ihr am Ende dieses Kapitels in Form eines Zuchtkalenders, indem ihr nur noch die Daten des Umlarvtermins oder des Belegstellentermins eingeben müsst. Alle weiteren Arbeitsschritte bekommt ihr über das Programm angezeigt. Dazu müsst ihr vorerst noch den Link anklicken, damit die Seite aufploppt!

Zunächst braucht ihr, sowohl für die Königinnenzucht als auch zur Königinnenvermehrung, ein Pflegevolk! Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten ein solches Pflegevolk zu erstellen! Ich persönlich habe die besten Erfahrungen mit Pflegevölkern gemacht, die ich aus unterschiedlich starken Völkern zusammengestellt habe. Wichtig dabei ist tatsächlich: ein solcher Sammelbrutableger darf nur von den stärksten Völkern eurer Imkerei erstellt werden! Oder ihr opfert euer stärkstes Volk! Warum? Es können nur vollwertige Königinnen herangezogen werden, die von gesunden Ammenbienen aufgezogen wurden! Gesunde Ammenbienen findet ihr nur in den stärksten Völkern, weil diese Völker durch eine hervorragende Sammelleistung und der höheren Langlebigkeit der Sammelbienen mit einem Überschuss an Futter (Blütenpollen und Nektar) versorgt werden! 

9-10 Tage vor dem Zuhängen der Zuchtleiste sollte also ein Pflegevolk vorbereitet werden. Danach ist gewährleistet, dass im Pflegevolk keine offenen Brutzellen mehr vorhanden sind. 

Das Pflegevolk sollte über das Maß mit Futter und Blütenpollen versorgt sein. Ist dies nicht gewährleistet, muss das Volk während dieser 9-10 Tage gefüttert werden! Auch mit frischen Blütenpollen. Durch die Blütenpollen werden die Futtersaftdrüsen der Ammenbienen angeregt, die für die Königinnenlarven benötigten Futtersaft zu produzieren! 

Eine Möglichkeit ein Pflegevolk durch einen Sammelbrutableger zu erstellen ist, dass alle gesammelten, möglichst verdeckelten Brutwaben (am besten auslaufende Brut), in eine Beute zu hängen. Das hat allerdings den Nachteil, dass man nach 9-10 Tagen alle Weiselzellen im Pflegevolk brechen muss. Auch geht hier, durch die Produktion der Nachschaffungszellen, kostbarer Futtersaft der Ammenbienen verloren. Weshalb ich gerne meinen Sammelbrutableger über einem Absperrgitter einem anderen starken Volk aufsetze oder in einer 12er Dadantbeute mittels einer Trennwand über 2 Völker. Bei Tracht, den Honigraum nicht vergessen. So ein erstelltes Monstervolk arbeitet auch dementsprechend! Und auch die Schwarmstimmung kann dementsprechend aufkommen! Nach 9-10Tagen wird das untere Volk einfach auf einen anderen Platz weiter weg vom Pflegevolk zur Seite gestellt! Die Arbeit, angezogener Weiselzellen zu brechen habe ich mir somit erspart, weil das Pflegevolk zuvor auf einem Volk mit einer Königin saß. Die Pheromone dieser Königin sollten ausreichend gewesen sein, damit im Pflegevolk über dem Ansperrgitter keine Nachschaffungszellen gezogen wurden. Trotzdem nochmal auf mögliche angezogene Weiselzellen kontrollieren!

Etwa 1-2 Stunden vor Zuhängen des Zuchtrahmens wird das untere Volk mit dem Flugloch um 180 Grad am gleichen Stand zur Seite gestellt, das Pflegevolk bleibt an dem Platz mit neuem Boden. Die Sammelbienen kommen vollbeladen mit Blütenpollen und Nektar zurück. Die Futtersaftdrüsen der, in den 9-10 Tagen geschlüpften Ammenbienen sind voll entwickelt und produzieren den begehrten Futtersaft. Es befindet sich weder eine Königin noch offene Brut im Volk. Dies ist genau der richtige Zeitpunkt den Zuchtrahmen mit den jüngsten Larven reinzuhängen! Diese Königinnenlarven werden bis zu ihrer Verdeckelung sehr gut versorgt werden! Sind die Eier, aus denen die Larven geschlüpft sind, ebenfalls von einer Königin aus einem Volk, die auch schon in den Genuss einer solchen Aufzucht kam und in einem starken Volk ihre Eier abgelegt hat, kann man sich sicher sein, dass man diese Fehlerquellen bei der Aufzucht von Königinnen schon mal abhaken kann. Nur vollwertige Königinnen, die von Beginn an einen guten Start hatten, können auch vollwertige Töchter hervorbringen, aus denen sich wiederum bei guten Startbedingungen vollwertige Königinnen entwickeln können!

Jetzt kommen weitere wichtige Schritte zur Versorgung der Königinnen.

Lässt man die Königinnen nach der Verdeckelung in einem Brutkasten schlüpfen oder in einer Begattungseinheit?

Am einfachsten finde ich letzteres. Eine Begattungseinheit mit ausreichend Bienen und Futter. Persönlich finde ich den Schlupf einer Königin in einem sechser Mini plus mit Futtertasche, 2 Brutwaben und die Begattungseinheit mit Mittelwänden aufgefüllt, am sichersten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um offene Brut oder bereits verdeckelte Brut handelt. Die Weiselzelle wird 2 Tage vor dem errechneten Schlupftermin  in einem Ausfressschutz zwischen beide Brutwaben gehängt. 2 Tage vor Schlupftermin ist die Weiselzelle gegen Abkühlung und Erschütterung unempfindlich. In diesem Stadium lassen sich Weiselzellen problemlos transportieren. Die Königin  schlüpft somit in ein gutes Raumklima, bei dem die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle spielen. In der Regel werden Königinnen, die in ihr neues Volk schlüpfen, auch von diesem Volk angenommen. Wichtig hierbei ist noch zu erwähnen, dass die Einheiten für 2-3 Tage kühl und dunkel stehen sollten. Die geschlüpfte Königin soll mit ihrem neuen Völkchen zu einer Einheit zusammenwachsen. Das funktioniert meines Erachtens am besten wenn die Einheiten geschlossen an einem dunklen und kühlen Ort stehen. 

Wer keine bebrüteten Mini Plus Bruträhmchen zur Verfügung hat, um die neuen Begattungseinheiten zu bestücken, der kann mittels eines Kunstschwarms die Mini Plus Begattungseinheiten befüllen. Hierbei ist zwingend darauf zu achten, dass die Begattungseinheiten mit jüngsten Bienen bestückt werden. Bis eine Königin geschlüpft, geschlechtsreif, zum Begattungsflug ausgeflogen und letztendlich in Eiablage ist, können mehr als 2 Wochen vergehen. Die Königin braucht weiterhin in der Bagattungseinheit ausreichend Bienen, die sie pflegen und die Brut versorgen. Daher sollten zum Erstellen der Begattungseinheit mittels Kunstschwarm nur junge Bienen unter 21 Tagen verwendet werden. Diese Bienen bekommt man aus den Honigräumen mehrerer Bienenvölker oder aber auch von Bruträhmchen aus offenen Brutwaben, weil die darauf sitzenden Bienen Ammenbienen sind, die die Larven mit Futtersaft versorgen. Es macht keinen Sinn ein schwaches Bienenvolk für die Bestückung von Begattungseinheiten aufzulösen! Wenn Bienenvölker schwach sind, hat das seine Gründe! Das Volk könnte krank sein und damit ist eine Spitzenversorgung für die jungen Königinnen nicht gewährleistet. Die Jungbienen sind ausschließlich aus starken, vitalen Bienenvölkern zu entnehmen! Für eine Mini Plus Begattunngseinheit benötigt man in etwa eine Suppenkelle voll Bienen. Es sollten auch nicht zu viele Bienen in einer Begattungseinheit sein, da sonst die Gefahr des Verbrausens entstehen könnte!

Eine kleine Selektion kann eigentlich jede/r Imker/in in ihrer/seiner Imkerei durchführen, vorausgesetzt, die Königin, für die sich entschieden wird, wurde die Generationen zuvor von jeweils nur einer Drohnenlinie begattet! Keine Standbegattung! Merkmale, die man an dieser Königin nicht ganz so schön findet, kann man wiederum mit einer passenden Drohnenlinie aufwerten, wie z.B.  Sanftmut. 

Hierfür habe ich nachfolgend zu diesem Artikel einen Königinnenzuchtkalender eingefügt, der nicht nur gerne verwendet werden kann, sondern, ich würde mich freuen, wenn dieser von euch regen Zuspruch finden würde. Der Kalender richtet sich hauptsächlich an Imker/innen die ihre Königinnenvermehrung durch das Umbetten der Larven (Umlarven) mit Hilfe einer Umlarvnadel planen oder auch mit ausgestanzten Larven.

Der Zeitplan in Verbindung mit dem Zuchtkalender ist ganz einfach. 

Wir haben zunächst 2 Optionen nach denen der Kalender den Zeitplan errechnet: 

  1. den Umlarvtermin 
  2. Den Belegstellentermin 

Einen fixen Termin müsst ihr in den Zuchtkalender eingeben. Danach bekommt ihr schon eure To-do-Liste mit Erstellen des Pflegevolkes, umlarven, die Möglichkeiten die verdeckelte Weiselzelle zu käfigen. Bitte haltet euch an die Zeiten der Käfigmöglichkeiten, da die Larven während der Metamorphose sehr empfindlich sind!

Los geht´s! Auf folgendem Link werdet ihr zu meinem Zuchtkalender weitergeleitet:

 

Quelle: Wikipedia

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